Die Reining-Saison ist für 2022 beendet. In diesem Jahr werden keine weiteren Turniere in der Königsdisziplin des Westernreitsportes stattfinden, und Grischa Ludwig, Cheftrainer des Schwantelhofs in Bitz, wirft einen Blick zurück – ein Blick auf viele neugewonnene Trophäen.

Zwei Monate, drei Siege

Den Auftakt der Saison bildete das italienische Derby Mitte April, und schon beim ersten Turnier des Jahres holte sich Grischa Ludwig seine erste Trophäe. Er verpasste zwar knapp den Einzug ins Finale des höchsten Levels, Level 4, gewann allerdings im Sattel von WEST COAST TRASH das Level 3. Neben der glänzenden Trophy gewann Grischa Ludwig gleich zu Beginn der Saison vor allem auch eine wertvolle Erfahrung: „Im Finale Leistung zu bringen, das ist meine Stärke, doch im Vorlauf habe ich zu viel gezockt“, reflektiert der Profi-Reiner. Für die folgenden Turniere nahm er sich vor, schon in den Vorläufen ehrgeiziger zu reiten. „Ich habe gemerkt, dass kein Zocken drin ist, weil es sein kann, dass man ansonsten auch ganz schnell draußen ist!“ Dieses neue Learning zahlte sich bereits Ende Mai, bei der European Futurity auf der Bo Ranch im französischen La Chapelle-la-Reine aus. Dort traten europäische Spitzen-Reiter mit ihren besten Jungpferden an. Im Sattel von SHINE MY PICABO holte sich Grischa Ludwig, gemeinsam mit Trainerkollege Dominik Reminder, den Reserve Champion Titel Level 3 sowie den 8. Platz in Level 4. Das Highlight der Show war für den Profi-Reiner aus Bitz dann der Sieg in den Open Trophy Wertungen mit SPOOKS OF GENIUS und einem beeindruckenden Score von 224,5. Diese großartige Leistung wiederholte das eingespielte Duo nur zwei Wochen später beim Memorial Cup bei Jewel Stables in Nordrhein-Westfalen. Die 500 km weite Anreise aus dem Zollern-Alb-Kreis lohnte sich für den Cheftrainer vom Schwantelhof, denn obwohl SPOOKS OF GENIUS während der Prüfung ein hinteres Hufeisen verlor, gelang dem Duo ein beeindruckender Ritt, und mit 224 Punkten brachten sie die nächste Trophäe, den Sieg in der Open Trophy Wertung, mit nach Hause.

Wiederum einen Monat später, Mitte Juni, fand das deutsche Derby, eines der beiden größten nationalen Reining-Turniere, statt. Grischa Ludwig reiste mit GUNNIT IN HOLLYWOOD und WEST COAST TRASH in die Oberpfalz, navigierte beide Pferde im Finale zu 219 Punkten und kehrte mit vier dritten Plätzen – nämlich zwei in Level 3 und zwei in Level 4 - zurück auf die Schwäbische Alb.

Der zweite Einzel-Europameister-Titel in drei Jahren

Der nächste Turnier-Stopp war Mitte Juli auf der Anlage von Corinna Schumacher in der Schweiz. Dort wurde die NRHA European Affiliate Championship (EAC), also die Europameisterschaft in der Disziplin Reining, ausgetragen – sicherlich eines der Highlight-Turniere von Grischa Ludwig in diesem Jahr. Mit GUNNIT IN HOLLYWOOD gewann er die Open Trophy Wertung mit einem unglaublichen Score von 229, und mit SPOOKS OF GENIUS holte er sich mit 228,5 Punkten den Einzel-Europameister-Titel in der Open Wertung. Damit wurde Grischa Ludwig nach 2019 erneut Einzel-Europameister Open.

Je länger die Saison, desto erfolgreicher war Grischa Ludwig

Noch drei weitere große, internationale Turniere standen für den Reining-Trainer aus Schwaben auf dem Programm. Anfang Oktober wurde die Breeders Futurity, eines der weltweit teilnehmerstärksten Jungpferde-Reining-Turniere, in Kreuth ausgetragen. Während er bei den Starts mit seinen dreijährigen Pferden anfänglich etwas vom Pech verfolgt wurde, funktionierte es mit den Vierjährigen umso besser. Den fuchsfarbenen SL GUNNABEYOURNITE stellte Grischa Ludwig bereits in 2021 erfolgreich vor und holte sich im diesjährigen Finale beeindruckende 223,5 Punkte! Gemeinsam mit der Belgierin Tiara van Dongen teilte er sich den Champion Titel in Level 3 sowie den Reserve Champion Titel in Level 4. Für das Duo war es erst der dritte Turnierstart und zugleich der dritte Score über 220. „Wie ‚Pit‘ das immer wieder macht, kann ich mir nicht erklären“, lachte der Profi.

Für den Schwaben aus dem Zollern-Alb-Kreis ging es nur zwei Wochen später zum NRHA European Derby ins französische Lyon. Das NRHA European Derby ist ein internationaler Reining-Wettbewerb für sechs-bis achtjährige Pferde und Treffpunkt der besten Pferde und Reiter Europas. Nach starken Vorlauf-Ritten fühlte sich der Reining-Trainer gut angekommen auf dem Turnier. „Mir war nach dem Vorlauf klar, dass ich bei der Musik dabei sein kann“, reflektiert er. „Es war die crème-de-la-crème mit ihren besten Pferden da, und ich wusste, dass viele sehr gute Chancen auf den Sieg hatten, aber alles passieren konnte.“ Im Finale legte er mit GUNNIT IN HOLLYWOOD großartige 227 Punkte vor, die nur von seinem belgischen Trainer-Kollegen Bernard Fonck, und ihm selbst getoppt wurden. „Als Bernard meinen Score überboten hat, war für mich kein Druck mehr da. Ich wusste, bei diesem hochkarätigen Starterfeld habe ich nur eine Chance, und das machte es mir fast schon leicht“, erzählt Grischa Ludwig. Und das ließ ihn zu Höchstleistungen auflaufen, das Ergebnis waren 228 Wertungspunkte, was den Sieg in Level 3 sowie den Co-Champion Titel in Level 4 bedeutete.

Grischa Ludwig zählte 2022 zu den erfolgreichsten Reinern der Welt

Den Saisonabschluss bildete das italienische Derby, das in diesem Jahr mit neuen Preisgeld-Rekorden Reiter aus ganz Europa nach Verona lockte. Obwohl es für Grischa Ludwig selbst nicht so lief wie geplant, konnte der Trainingsstall Ludwig Quarter Horses trotzdem einen unglaublichen Erfolg verbuchen: Die Amateurreiterin Lucie Lina Egenter krönte ihre ohnehin schon beeindruckende Saison mit einem weiteren Sieg. Doch nicht nur irgendeinem, nein, sie pilotierte ihren EYES OF WHIZ zu gleich vier Champion-Titel und räumte damit bei den Amateurreitern alles ab. Für die junge Reiterin sowie für Ludwig Quarter Horses ein mehr als gelungener Abschluss, denn Lucie Lina Egenter wird im kommenden Jahr als Co-Trainerin auf dem Schwantelhof anfangen.

Nach dieser enorm erfolgreichen Saison zählt Grischa Ludwig zu den bestverdienenden Reining-Reitern der Welt. Der Schwabe ist mit knapp $120.000 Preisgeld in 2022 auf Platz 12 der Weltrangliste gelandet und damit dieses Jahr der erfolgreichste in Europa startende Reiner. „Ich bin sehr stolz auf diese Leistung und besonders, es hier in Europa geschafft zu haben, denn in USA bekommt man für die gleichen Platzierungen das vierfache Preisgeld“, so der amtierende Europameister. Zum Ende des Jahres blickt Grischa Ludwig glücklich und dankbar auf die Saison zurück. „Das war das beste Jahr, das ich in meiner Karriere je hatte, und ich bin unwahrscheinlich stolz darauf. Es zeigt, dass wir gute Arbeit machen, die sich jetzt auszahlt“, so der passionierte Reiter. „Wir haben wunderbare Kunden und wunderbare Pferde, und das pusht mich.“ Den Schlüssel für seine großartigen Erfolge in diesem Jahr sieht Grischa Ludwig vor allem darin, dass seine Pferde auf den Punkt vorbereitet waren, das bedeutet körperlich fit und in einer guten mentalen Verfassung, ebenso wie er als Reiter. Mit jedem Turnier fiel es ihm leichter, Bestleistungen abzuliefern, und das war bei seinen Ritten in der Arena deutlich zu sehen. Scheinbar leicht und dabei sehr selbstbewusst navigierte er seine Pferde zu absoluten Spitzen-Scores. „Ich freue mich und zwicke mich immer wieder, ich habe mich mehrmals gefragt, wann es aufhört, weil es das ganze Jahr über so hervorragend lief“, strahlt der Cheftrainer vom Schwantelhof in Bitz.

Und so geht der Blick nach vorne, denn schon mit dem Jahreswechsel beginnen für das Team von Ludwig Quarter Horses die Vorbereitungen für die nächste Turniersaison, damit auch 2023 wieder ähnlich erfolgreich wird wie das letzte Jahr!

 

Text: Judith Ressmann