Deutsches Reining-Team gewinnt im fünften Anlauf Bronze bei WEG

Tryon/USA (fn-press). Der Bann ist gebrochen. Im fünften Anlauf haben die deutschen deutschen Reiner Bronze bei Weltreiterspielen gewonnen – die erste Teammedaille seit Aufnahme der Western-Dressur in den Kreis der WEG-Disziplinen. „Wir sind unfassbar glücklich!“, strahlte Equipechef André Zschau. Der Titel ging an das Team von Gastgeber USA, auf dem zweiten Rang landete die Mannschaft aus Belgien.
Bis zu ihrem Sprung aufs Treppchen mussten die Deutschen allerdings bis fast zum letzten der insgesamt 63 Teilnehmer aus 18 Nationen zittern. Denn beinahe wäre es dem Österreicher Rudi Kronsteiner gelungen, dem deutschen Quartett wieder einmal den Medaillentraum zunichte zu machen. Doch sein Score von 225 reichte zwar zu Platz sechs für ihn persönlich, am Ende aber nicht mehr für eine österreichische Teammedaille. „Ich konnte ihn mir nicht angucken. Ich war unfassbar nervös und musste aus der Halle rausgehen“, beschreibt Zschau die letzten Minuten vor der endgültigen Entscheidung. „Wir haben seinen Ritt letztlich im Stall auf dem Handy geguckt, haben gefiebert und gefiebert, gerechnet und gerechnet. Jetzt sind wir unfassbar glücklich. 2002 waren wir erstmals bei Weltreiterspielen dabei, jetzt haben wir endlich die Medaille geholt.“
Als erster der vier Teamreiter war m Vormittag der fünfmalige WEG-Teilnehmer Grischa Ludwig (Bitz) mit Ruf Lil Diamond für Deutschland an den Start gegangen. Das Ergebnis des Paares: 223,5 Punkte. „Meine Diamond war heute ein bisschen müde, sie ist das Wetter hier halt nicht gewöhnt. Es war ihr sehr warm. Aber sie ist immer ein Verlasspferd, hat alles gegeben“, sagte er. Für das Einzelfinale, für das er sich mit seinem siebten Platz direkt empfehlen konnte, sieht er allerdings noch Verbesserungspotenzial. "Der letzte Stopp war nur semi-ideal, nicht so, wie sie es eigentlich kann und auch das Rückwärtsrichten geht noch besser.“
Auch WM-Neuling Markus Süchting (Steyerberg) gelang mit Spotlight Charly auf Anhieb die Qualifikation fürs Finale, in das die besten 15 Paare der Teamwertung automatisch einziehen dürfen. Süchting belegte mit 222 Punkten Platz elf und kam aus dem Strahlen nicht mehr heraus. „219 war mein absolutes Wunschziel. Eine 222, dann noch mit einem Unterdrehen, das ist der absolute Wahnsinn“, sagt er und erklärte „Nach dem Spin muss das Pferd immer genau zu den Richtern gucken, da waren wir einen Tucken zu früh. Das hat sicher einen halben Punkt pro Richter gekostet. 1,5 mehr – das wäre mein absolut bestes Ergebnis gewesen. Aber ich bin auch so absolut zufrieden.“
Für ihren Aufritt in den USA, dem Mutterland des Westernreitens, hatten sich die deutschen Reiner erstmals Verstärkung durch einen Insider der amerikanischen Szene geholt. Der gebürtige Schwabe Robin Schoeller, der seit 15 Jahren in den USA lebt und in Ohio seinen eigenen Trainings- und Ausbildungsstall betreibt, vertrat erstmals die deutschen Farben bei einem Championat. „Der Bundestrainer hat mich angerufen und gefragt, ob ich ein Pferd dafür habe“, erzählte er. Im Frühjahr erfolgte die Sichtung in Houston/Texas, jetzt im September der erste Championatsstart in einem deutschen Team. „Da steht man schon mehr unter Druck als bei einen normalen Turnier“, sagte Schoeller, der in seiner Wahlheimat zu den Top 25 seiner Profession gehört. „Die Anspannung ist groß, weil man das Team nicht enttäuschen will.“ Mit einem Score von 220 und einem 20sten Platz lieferten er und Wimpy Kaveah ein gutes Ergebnis fürs Team ab, für den direkten Weg ins Finale reichte es allerdings nicht ganz. „„Mein Pferd war wirklich super, ich habe es gut gedreht bekommen und habe besser gezirkelt als ich es erwartet habe. Seine größte Stärke ist der Stopp. Als ich zum zweiten fliegenden Wechsel gekommen bin, dachte ich, das war schon mal richtig gut, jetzt müssen wir nur noch da runterreiten und stoppen. Und dann haben wir leider den ersten Stopp etwas verpasst, er ist ein bisschen gestolpert“, sagte er. Nun bleibt ihm die Chance, sich über eine zweite Qualifikation, den sogenannten Consolation Run, doch noch einen Weg in die Medaillenentscheidung zu ebnen.
Während die US-Amerikaner sich rasch die Spitzenposition sichern konnten – sowohl im Team als auch im Einzelranking mit Cade Mccutcheon und Custom Made Gun (229 Punkte) – war der Kampf um die weiteren Medaillen bis zuletzt offen. Mit einem Score von 226,5 brachte Bernard Fonck mit What a Wave das belgische Team mit 226,5 Punkten auf die Silberposition. Um den Belgiern diesen noch streitig zu machen, hätte die deutsche Schlussreiterin Julia Schumacher (Bitz) mit ihrem Hengst Coeurs Little Tyke ein gleichwertiges Ergebnis erzielen müssen. „Ich war mit meinem Ritt sehr zufrieden, ehrlich gestanden hätte ich gedacht, mein Score ist ein bisschen höher“, sagte sie nach ihrer Vorstellung, die am Ende 221 Punkte erbrachte. Für sie hieß das Platz 14 und damit ebenfalls der Einzug ins Finale. „Es ist eine Ehre für mich, hier mitreiten zu dürfen. Vor vier Jahren in Caen war ich noch als Zuschauerin dabei“, sagte sie.
Während die Teamreiter mit mehr als 220 Punkten allesamt eine geschlossene Teamleistung ablieferten, blieb Einzelreiterin Maria Till (Leipzig) mit ARC Captain bei ihrer WM-Premiere etwas unter ihren Möglichkeiten. Sie war ganz kurzfristig als Ersatz für Gina Maria Schumacher ins Team nachgerückt, später als die anderen angereist und erzielte als erste der deutschen Starter einen Score von 208 Punkten. „Unser Hauptmanko war das Herauswechseln aus den Zirkeln“, sagt sie. „Wir hatten einfach wenig Zeit zur Vorbereitung. Aber ich bin erst 21 Jahre alt und bin hier, um zu lernen.“ Hb

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